Modulares Fahrradparken

Errichtung von Radabstellanlagen als Service-Infrastruktur am S-Bahnhof Eichwalde

Themen

  • foerdermittelaquise
  • infrastruktur
  • interkommunale-koopertation
  • radabstellanlagen
  • gemeinsame-vergabe
  • service

Beteiligte Projektpartner

  • Gemeinde Eichwalde
  • MIL Bbg
  • VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg
  • LBV (Land Bbg)
  • BahnStadt

Projektlaufzeit

Laufzeit: 10/2020 bis 10/2025

Finanzierung

Planungskosten: RiLi ÖPNV Bbg + VBB | Baukosten: ca. 1,9 Mio €, über die RiLi ÖPNV des Bundes und des Landes Brandenburg + Eigenmittel der Gemeinde Eichwalde

Fahrräder sind an einen Zaun angeschlossen Wild geparkte Fahrräder am S-Bahnhof Eichwalde
Bereits im Jahr 1997: Wild geparkte Fahrräder am S-Bahnhof Eichwalde

Einordnung und Nutzen

Fahrradparken ist ein zentrales Element moderner Radverkehrsförderung. Besonders an Bahnhöfen entscheidet die Qualität und Verfügbarkeit von Stellplätzen über die Attraktivität des Umweltverbunds. Sichere, wettergeschützte und leicht zugängliche Abstellmöglichkeiten fördern den Umstieg vom Auto auf Fahrrad und Bahn. Mit dem neuen modularen Fahrradparkhaus am S-Bahnhof Eichwalde setzt die Gemeinde gemeinsam mit Land und Bund einen wichtigen Impuls: Das Projekt zeigt, wie Radverkehrsinfrastruktur nachhaltig, nutzerorientiert und zugleich skalierbar umgesetzt werden kann.

Luftbild der Bestandssituation, mit den veralteten Abstellanlagen neben dem S-Bahngleis
Luftbild der veralteten Abstellanlagen neben dem S-Bahngleis
Visualisierung des Fahrradparkhauses
Visualisierung des Fahrradparkhauses

Ausgangslage und Zielsetzung

Die bisherigen Abstellanlagen in Eichwalde waren längst an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Verkehrszählungen belegten, dass die vorhandenen Bügelanlagen nicht ausreichten und durch „Wildparken“ ergänzt wurden. Der Umbau der Bahnhofsplätze bot die Gelegenheit, das Angebot grundlegend zu erweitern. Prognosen zeigten einen Bedarf von mehr als 300 Stellplätzen – deutlich mehr, als mit Standardlösungen abgedeckt werden kann.
Ziel war daher die Errichtung eines Fahrradparkhauses, das nicht nur sichere Abstellmöglichkeiten schafft, sondern auch zusätzliche Services integriert und als Pilotprojekt für andere Kommunen im Land Brandenburg dient.

Zustand vor dem Umbau
Zustand der veralteten und ineffizienten Anlagen
Zustand vor dem Umbau
Wild geparkte Fahrräder zeugen vom Ausbaubedarf

Umsetzung im Reallabor NUDAFA

Die Realisierung des Fahrradparkhauses war Teil des NUDAFA-Reallabors. Der gesamte Prozess gliederte sich in mehrere Phasen:

  • Idee und Bedarfsermittlung: Zählungen und Prognosen bestätigten den hohen Stellplatzbedarf. Erste Varianten wurden geprüft, parallel begann die Fördermittelakquise.
  • Planung: Ein Generalplaner übernahm die Ausführungsplanung. Gutachten zu Baugrund, Bäumen und Brandschutz flossen ein. Frühzeitig wurde auch das Buchungs- und Zugangssystem entwickelt, das nun über die Plattform ParkYourBike läuft.
  • Vergabe: Gemeinsam mit Nachbarkommunen führte Eichwalde das Vergabeverfahren für die Hochbauleistungen durch – stellvertretend für alle Standorte im Rahmenprogramm.
  • Bau und Umsetzung: Nach dem Spatenstich erfolgte die Errichtung des Parkhauses mit 340 Stellplätzen. 132 davon sind in Sammelschließanlagen zusammengefasst und können gegen geringe Gebühren gemietet werden. Photovoltaikanlage, Regenwasserversickerungsbecken, Reparatursäule und eine Paketstation ergänzen die Infrastruktur.
  • Inbetriebnahme und Betrieb: Die Gemeinde ist Betreiberin der Anlage, die Abwicklung erfolgt über ParkYourBike. Reinigung, Winterdienst, Wartung und Sicherheitsdienste sind organisatorisch abgesichert.
Lageplan des Fahrradparkhauses
Lageplan des Fahrradparkhauses
Mehrere Vertreter von Ministerien, der Gemeinde und beteiligten Institutionen beim Spatenstich in Eichwalde
Spatenstich zum Auftakt der Arbeiten im April 2025

Hintergrund: Baukastensystem von VBB und MIL

Das Eichwalder Fahrradparkhaus ist das erste Pilotprojekt eines modularen Baukastensystems, das der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) gemeinsam mit dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) entwickelt hat. Ziel war es, Kommunen den Bau von Fahrradparkhäusern durch standardisierte Module und gebündelte Vergaben zu erleichtern. Insgesamt sollen auf diese Weise in 13 Kommunen neue Abstellanlagen entstehen.
Eichwalde übernahm dabei eine Vorreiterrolle: Sowohl die bauliche Konstruktion als auch die organisatorischen Verfahren wurden hier erstmals erprobt und für andere Standorte weiterentwickelt.

Karte mit allen Standorten des Pilotprojektes "Modulares Fahrradparken" im Umland Berlins
Übersicht der Standorte des Pilotprojektes "Modulares Fahrradparken"
Karte mit allen Standorten des Pilotprojektes "Modulares Fahrradparken" im Umland Berlins
Die beiden Grundmodule, auf denen das Baukastensystem aufbaut
Die Besichtigung des Baumusters zur Abnahme der letzten Konstruktionsdetails findet in einer Produktionshalle statt
Besichtigung des Baumusters zur Abnahme der letzten Konstruktionsdetails

Lessons Learned

  • Kommunale Flächen erleichtern die Umsetzung erheblich.
  • Angebot erhöht Nachfrage – temporäre Lösungen während der Bauzeit helfen, Bedarfe realistisch einzuschätzen.
  • Ausbaureserven sollten von Anfang an eingeplant werden.
  • Frühzeitiger Austausch mit Fördermittelgebern reduziert Verzögerungen.
Vertreter der InfraVelo, des MIL, der Gemeinde Eichwalde, des BMV und des VBB bei der Eröffnung
Feierliche Eröffnung des Fahrradparkhauses (mit BMV, MIL, VBB und InfraVelo)
Vertreter der InfraVelo, des MIL, der Gemeinde Eichwalde, des BMV und des VBB bei der Eröffnung
Das fertige Fahrradparkhaus bei Nacht

Weiterführende Informationen

Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) fördert das Projekt NUDAFA im Rahmen der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA, www.fona.de) im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung unter den Förderkennzeichen 01UV2124 (2020-2024) sowie 01UV2424 (2024-2026). Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.